dr. ernst brandl

facharzt für physikalische medizin
und rehabilitation

dr. ernst brandl

facharzt für physikalische medizin
und rehabilitation

Dechant Thaller-Strasse 32
8430 Leibnitz
Tel. 0660 44 73 444
info@physikalische-medizin-dr-brandl.at

Wahlarzt (teilweise Rückverrechnung mit den Kassen möglich)

Fragen und Antworten

Was ist physikalische Medizin?

Das Sonderfach Physikalische Medizin ist eines von 24 klinischen Sonderfächern in Österreich und umfasst die Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten aller Organsysteme und Behinderungen mit physikalischen Mitteln, insbesondere unter Berücksichtigung funktioneller Zusammenhänge. Das Aufgabengebiet beinhaltet die Mechano-, Elektro-, Thermo- und Photodiagnostik sowie die daraus resultierende individuelle Mechano- und Bewegungstherapie, Ergo- Elektro-, Thermo-, Photo-, Hydrotherapie, Inhalation, Balneo- und Klimatherapie. (Definition nach der österr. Gesellschaft für PMR)

Welche Ausbildung ist dafür notwendig?

Die postpromotionelle (nach dem Studium) Ausbildung dauert sechs Jahre, wobei vier Jahre im Hauptfach Physikalische Medizin zu absolvieren sind. Die Gegenfächer umfassen ein Jahr innere Medizin, sechs Monate Neurologie, drei Monate Orthopädie und drei Monate Unfallchirurgie. Für alle Ärzte, die nach 1997 die Ausbildung begonnen haben, ist die Anerkennung als Facharzt an eine erfolgreich absolvierte Facharztprüfung gebunden. Fachärzte für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation können in Österreich nach einer weiteren Ausbildungszeit von drei Jahren zwei Additivfacharzttitel erwerben (Rheumatologie und Physikalische Sportmedizin).

Im Jahre 2015 wurde die Ausbildungsordnung novelliert: Neun Monate Basisausbildung, 36 Monate Sonderfach-Grundausbildung, und 27 Monate Sonderfach-Schwerpunktausbildung, gegliedert in sechs Module und ein wissenschaftliches Modul, wobei aus diesen sieben Modulen drei zu wählen sind.

Was unterscheidet die Physikalische Medizin von der Physiotherapie?

Im Unterschied dazu umfasst der physiotherapeutische Dienst die eigenverantwortliche Anwendung aller physiotherapeutischen Maßnahmen nach ärztlicher Anordnung im intra- und extramuralen Bereich, unter besonderer Berücksichtigung funktioneller Zusammenhänge auf den Gebieten der Gesundheitserziehung, Prophylaxe, Therapie und Rehabilitation. Hierzu gehören alle Arten von Bewegungstherapie, manuelle Therapie der Gelenke, Atemtherapie, alle Arten von Heilmassagen, Reflexzonentherapien, Lymphdrainagen, Ultraschalltherapie, weiters alle elektro-, thermo-, photo-, hydro- und balneotherapeutischen Maßnahmen sowie berufsspezifische Befundungsverfahren und die Mitwirkung bei elektrodiagnostischen Untersuchungen. Zusätzlich umfasst er ohne ärztliche Anordnung die Beratung und Erziehung Gesunder in den genannten Gebieten Die Ausbildung zur/m Diplomierten Physiotherapeut/in erfolgt in medizinisch-technischen Akademien und dauert drei Jahre.

Bedauerlicherweise sind bei den Zuweisungen zu den Therapien meist nur sehr allgemeine Diagnosen formuliert (Lumbalgie, Cervicalgie, LWS-Syndrom usw.), was den Behandlungsbeginn verzögert, da der Therapeut vorab viel Zeit in eine umfangreiche Untersuchung mit entsprechenden Tests zur exakten Diagnosefindung investieren muss und somit selber und eigenverantwortlich über die Art der Therapie entscheidet. Diese Verantwortung sollte eigentlich in ärztlicher Hand liegen.

Was ist der Unterschied zwischen physikalischer Medizin und physikalischer Therapie?

Es sei dahingestellt, ob die physikalische Therapie als Teil der Physiotherapie oder die Physiotherapie als Teil einer komplexen physikalischen Therapie gesehen werden kann.
Für mich persönlich ist physikalische Therapie die Gesamtheit aller am Patienten angewandten aktiven und passiven Behandlungen, sei es von ärztlicher Seite (manuelle Medizin, Neuraltherapie, Akupunktur,…..), oder von therapeutischer Seite. Vor allem die Physiotherapie nimmt hier eine zentrale Position ein, da die aktive Arbeit mit und durch den Patienten bei vielen Krankheitsbildern im Vordergrund steht und auch als zentrale Säule einer jeden individuellen Therapie gesehen werden soll. Um diese Säule gruppieren sich, je nach Krankheitsbild, zahlreiche andere Professionen: Ergotherapeuten mit dem Schwerpunkt der Hilfsmittelversorgung und -anpassung, Funktions-, Feinmotorik- und Koordinationstraining; Logopäden zur Behandlung von Kommunikationsstörungen im verbalen und nonverbalen Bereich, vor allem nach Schlaganfällen; Sportwissenschaftler, Ernährungswissenschaftler, Diätologen und nicht zu vergessen auch klinische Psychologen. Im weitesten Sinne zählen auch Orthopädietechniker dazu, die entsprechende Hilfsmittels (Orthesen, Schienen, Einlagen, spezielle Schuhzurichtungen) anfertigen.

Welche Anwendungen gibt es in der physikalischen Therapie?

Man kann prinzipiell zwischen aktiven und passiven Maßnahmen unterscheiden. Bei den aktiven handelt es sich um Maßnahmen, die der Patient selbst (nicht unbedingt selbstständig) durchführt. Hierzu zählt die Bewegungstherapie im Rahmen einer Einzel- oder einer Gruppentherapie zu Lande oder zu Wasser. Die frühere Bezeichnung lautete Krankengymnastik, die aber leider den Anschein weckte, dass nur „kranke Menschen“ daran teilnehmen dürfen und somit der Faktor der Prävention verlorengeht.

Demgegenüber steht eine Fülle von passiven Therapiemaßnahmen, die durch entsprechend qualifizierte Therapeuten am Patienten angewendet werden. Beispiele sind Behandlungen der Hydro-, Elektro-, Thermo-, Kryo-, Photo-, Balneo- und Klimatherapie, um nur einige Beispiele zu nennen. Außerdem eine immer größer werdende Anzahl von Mechanotherpien wie Massagen, Triggerpunktbehandlungen, Traktionen, Störfeldbehandungen und vieles mehr. Als optimale Therapie sehe ich immer eine Verordnung, die sowohl aktive als auch passive Anwendungen inkludiert.

Für welche Krankheitsbilder ist die physikalische Medizin zuständig?

Es gibt kaum Krankheitsbilder, bei denen man auf physikalischem Wege nicht zumindest eine Linderung erreichen kann. Als mein Hauptaufgabengebiet würde ich jedoch die Behandlung von muskulo-skelettalen Erkrankungen sowie Erkrankungen aus dem neurologischen und rheumatologischen Formenkreis, sei es akut oder chronisch, angeboren oder erworben, sehen.

Ein weiterer sehr wichtiger Teilbereich ist die Rehabilitation, die sich mit der Wiederherstellung der physischen und/oder psychischen Fähigkeiten eines Patienten im Anschluss an eine Erkrankung, ein Trauma oder eine Operation beschäftigt. Dabei ist die Wiedereingliederung in das Sozial- und Arbeitsleben ein Primärziel, dem bei der heutigen Wirtschaftslage eine immer größere sozialökonomische und wirtschaftspolitische Bedeutung zukommt. Hier greift die Physikalische Medizin und Rehabilitation auch auf andere Teilbereiche der Medizin wie z. B. im Rahmen der kardiologischen Rehabilitation nach Herzinfarkten oder der onkologischen Rehabilitation bei oder nach malignen Erkrankungen zu. Man bedenke, wie viel Geld für Chemotherapien oder für Medikamente zur Behandlung von rheumatologischen Erkrankungen ausgegeben wird. Eine adäquate physikalische Begleittherapie im ambulanten Setting oder ein Rehabaufenthalt sind im Vergleich dazu sehr kostengünstig und können die Lebensqualität enorm verbessern.

Kann man auch akute Probleme behandeln, oder muss ich ins Krankenhaus?

Die Medizin und damit verbunden auch die Behandlungsmethoden entwickeln sich ständig weiter.

Früher wurden Patienten mit akuten Bandscheibenvorfällen ins Bett gelegt und mit Schmerzinfusionen „therapiert“. Konnte dadurch keine adäquate Besserung erzielt werden, blieb oft nur die Operation als Ausweg. In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben sich unterschiedliche Therapiekonzepte entwickelt, sodass nach einer exakten Diagnosestellung (sei es klinisch und/oder bildgebend) unter entsprechender Schmerzmedikation sofort mit einer Therapie begonnen werden kann. Ein Beispiel dafür wären automobilisierende Übungen zur Bandscheiben-zentrierung nach MC Kenzie, die der Patient nach einer kurzen Lernphase selbständig durchführt und damit die Immobilisationszeit oft deutlich verkürzt wird. Begleitend kommen je nach Klinik verschiedene Blockaden und Infiltrationen zur Anwendung (Wurzelblockaden, Caudablockaden, intraarticuläre Infiltrationen……), die das Schmerzlevel rasch auf ein erträgliches Niveau senken sollen.

Gibt es für eine Erkrankung eine sogenannte Standard-Therapie?

Nein, es gibt in der physikalischen Akutbehandlung keine fixen Behandlungsschemata, weil jeder Patient eine individuelle und auf seine Leiden abgestimmte Therapie benötigt. Was für den einen als kaum schmerzhaft empfunden wird, treibt einen anderen Patienten in den Wahnsinn, somit muss auch die Therapie immer patientenbezogen und schmerzadaptiert geplant werden. Ein weiterer, sehr wichtiger Faktor ist auch die psychische Belastung des Betroffenen. Ein junger Patient/eine junge Patientin ist neben dem Schmerz auch von finanziellen (gesichertes Einkommen) und existenziellen Sorgen (Familie, Wohnraum, Erhalt des Arbeitsplatzes) oft massiv belastet. Möglichkeiten einer Umschulung sind in vielen Bereichen nur schwer realisierbar und treiben auch junge Patienten/innen in die Arbeitslosigkeit. Auch hier muss sehr individuell gehandelt und die unterschiedlichen Bedürfnisse bestmöglich berücksichtigt werden.
Etwas andere Voraussetzungen herrschen in der Rehabilitation, wo man ähnliche Krankheitsbilder (Insulte, Prothesenversorgungen, Herzinfarkte….) mit gewissen Standardtherapien versorgen kann, aber auch hier bleibt ein Teil zurück, der ebenfalls individuell abgedeckt werden muss.

Wann muss operiert werden?

Auf alle Fälle sollte man vor einem operativen Schritt sämtliche konservative Therapiemaßnahmen ausnutzen. Erst wenn dadurch keinerlei oder keine ausreichende Verbesserung zu erzielen ist, sollte ein operatives Vorgehen in Rücksprache mit dem Chirurgen oder Orthopäden überlegt werden. Der Patient muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass eine Versorgung mittels z. B. Knie- oder Hüftendoprothese lediglich ein Gelenksersatz darstellt. Auf keinen Fall darf von einem „neuen Gelenk“ gesprochen werden, da es niemals die gleichen Qualitäten wie das gesunde Original aufweisen kann. Einige Operationen bringen oft nur vorübergehende Besserung und machen Folgeoperationen notwendig. Die Endoprothetik hat in den letzten Jahren zwar enorme Fortschritte gemacht, trotzdem beträgt die mittlere Überlebens- bzw. Haltbarkeitsdauer zwischen 15 und 20 Jahren.

Können Patienten im niedergelassenen Bereich überhaupt adäquat therapiert werden?

Prinzipiell ja, wobei es hier sicherlich noch Verbesserungspotential gibt. Eine rasche und adäquate Therapie ist in jedem Fall anstrebenswert, dies auch im Sinne der Sekundärprävention. Wenn man bedenkt, wie oft sich Schmerzpatienten in den unterschiedlichsten Ambulanzen einfinden und wie viel Geld für teure Untersuchungen ausgegeben wird! Schlussendlich wird der Hilfesuchende oft nur zur Schmerztherapie kurzfristig stationär aufgenommen und dann meist ohne entsprechende physikalische Therapie wieder entlassen. Sehr häufig wissen die Betroffenen auch nicht, an wen oder an welche Abteilung sie sich wenden sollen. Je nach hausinterner Aufteilung befinden sich solche Patienten entweder auf einer chirurgischen Abteilung, in anderen Einrichtungen werden sie von Internisten oder Neurologen behandelt. Auch Schmerzambulanzen haben oft nur die Möglichkeit, sich auf die Verschreibung oder Adaptierung von Medikamenten zu beschränken, da keine adäquaten physikalischen Therapiemethoden verfügbar sind. Deshalb wäre der Ausbau von ambulanten Behandlungsmöglichkeiten dringend notwendig.